Mein Traum ist samtweich und soll nicht enden
Im Traum bin ich Zeugin: Dort gibt es eine Gruppe von Kindern, die ihrer Wege geht durch eine Landschaft. Es wimmelt von Kratern und Stegen, Höhlen, Brücken und Wasserbecken, die durch kleine Bäche miteinander verbunden sind. Eine Kindergruppe kann sich in dieser Landschaft frei bewegen und nach Herzenslust spielen. Das tut sie auch.
Ich, die Träumende, nehme das Geschehen von schräg oben wahr. Ich bin Zuschauerin, spiele nicht mit. Manchmal, nicht immer, begegne ich einer anderen Frau. Das geschieht besonders dann, wenn sich die Landschaft in einen Innenraum wandelt. Sie zieht eine Karre hinter sich her, die einem Schneckenhaus ähnelt. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ein müder kleiner Junge hineinschlüpft, Kraft schöpft und danach wieder der Kindergruppe hinterher humpelt. „Ich begleite das Kind, es war schwer verletzt gewesen. Wenn es etwas nicht kann, dann kommt es zu mir und ich helfe ihm, es zu lernen. Ist der Junge ängstlich, dann biete ich ihm Schutz. Das braucht er, wie die Luft zum Atmen. Meistens ist er aber munter. Dann folge ich ihm und erfreue mich seines Spiels.“, erklärt mir die Frau.
Der Film “Elternschule” zeigt harte Fakten
Ich wache auf und denke an den Film „Elternschule“, in dem gezeigt wird, wie ein allwissender Verhaltenspsychologe Kinder, die etwas Altersgemäßes noch nicht können, mit Gewalt dazu zwingt, es dennoch zu tun. Ich versuche über eine der vielen Brücken und Stege meiner Traumlandschaft zurück in den Schlaf und in den Traum zu gelangen. Wie gerne möchte ich weiter mit der Schneckenhausfrau reden.
Es klappt nicht. Nun liege ich hier hellwach und tippe statt dessen in mein iPad. Schade! Aber andererseits: Es gibt ja auch in Echt Schneckenhausfrauen und -männer, die sich wie Schutzengel der wunderbaren Aufgabe verschreiben, dem noch unvollständig entwickelten Kind liebevoll zur Seite zu stehen und da zu sein, wenn es bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Ich komme aus einer Familie, die das seit Generationen so handhabt und verstehe gar nicht, was daran so schwer sein soll. Wir brauchen definitiv keine Thesen und Gewaltmaßnahmen von an der Oberfläche kratzenden verhaltenstherapeutischen Gurus. Was wir brauchen, ist die Warmherzigkeit von Menschen, die Kindern bedingungslos Schutz und Rückzug anbieten und sie das lehren, was sie brauchen, um ihren eigenen Weg zu finden. Menschen die bescheiden tiefsinnig sind und leben.
Leider werden diese Menschen medial wirksam und in großen Campagnen diffamiert. Ich nenne nur einige Stichworte: Helikoptereltern, Heimchen am Herd, Gluckengehalt, Herdprämie, „wieder so ein Vater der nicht loslassen kann“… All die sind
der Nährboden für sanfte Elternschulen.
Eine Gesellschaft, die Kindern Entwicklungsmöglichkeiten schaffen möchte, die tut gut daran, Menschen, die sich lieben und insbesondere praktizierende Familien, einfach in Ruhe zu lassen. Das kostet nichts und fördert die seelische Gesundheit aller Beteiligten.
Wenn dennoch Hilfe nötig sein sollte, dann bräuchten wir Elternschulen, die die Achtung vor dem Schützerinstinkt der Glucke lehren. Wenn die Familie in Verzweiflung gerät und es keinen anderen Weg gibt, braucht sie Elternschulen, die die Eltern ermutigt und stärkt. Nein nicht im Kampf. Sie sind die Experten, ihre liebevolle Intuition der richtige Weg aus der Verzweiflung.
Das könnte dann beispielsweise dazu führen, dass die Mutter im Film, deren Kind gegen seinen Willen ausgezogen und untersucht wird sagt: „Nein, ich werde nicht immer weiter weggehen, während mein Kind Angst vor Ihnen hat. Ich bin ja seine Mutter. Ich gehe jetzt mit meinem kleinen Kind nach Hause und ich selber tröste es. Das ist meine Aufgabe. Dann suchen wir uns anderswo Hilfe.“ Das Kind hat dann die Erfahrung gemacht, dass es sich auf seine Mutter verlassen kann. Das wird ihm helfen, das was es nicht kann, zu lernen. Die Mutter und der Vater werden es ihm zu einer gegebenen Zeit zusammen mit dem neuen Helfer zeigen.
So einfach ist das in einer Welt voller Liebe und Bindung. Etwas anderes braucht kein Kind.